Auf der andern Seite der Sust, gegenüber dem
Seehof, befanden sich gewöhnlich eine Schiffsschaukel sowie eine «Rössli-Riitschuel» oder «Föifermüli», so genannt, weil der Fahrpreis 5 Rappen betrug! Originell auch die Orgeltöne dieses Karussell: «Es war im Böhmerwald» oder: «Mein Herz, das ist ein Bienenhaus, die Mädchen sind darin die Bienen ... » und noch viele andere «Perlen klassischer Musik»! Wo das heutige
Hotel Du Lac steht, lag der ehemals beliebte «Du Lac»-Garten, der an der Chilbi immer sehr gut besetzt war. Der grosse Platz zwischen dem Güterschuppen und dem jetzigen Bahnhof, wie auch der grosse
Bahnhofplatz von heute, bestanden damals nicht, denn der alte Bahnhof mit dem nicht gerade heimatschutzwürdigen WC befand sich bis 1932 ungefähr gegenüber dem heutigen Du Lac. Für die Erweiterung der Bahnhofanlage mussten eben 1930–1932 eine ganze Reihe von Häusern weichen, so unter anderem das
Restaurant Schiffli, das Restaurant Bellevue, das alte «Pöstli» sowie an der Seestrasse die «Johannisburg». Die Verkaufsstände, die an der heutigen Chilbi jeweils auf dem Bahnhofplatz stehen, befanden sich damals links und rechts an der Bahnhofstrasse, bis hin zum
Hotel Engel. Kurz vor dem Restaurant Schiffli konnte man über eine Passerelle (brückenähnlicher Übergang) den Seeplatz erreichen, und beim «Engel» befand sich eine Rollbarriere.
Der
Seeplatz war schon damals Hauptchilbiplatz. Eine Unzahl von Buden, Schiessständen, Karussells fand sich jedes Jahr ein, darunter auch der «Gütterli-Meier» mit seiner «Föifermüli», einmal ein Floh-Zirkus und sogar ein zweiter Kino (Wallenda). Der zweite Bootshafen bestand damals auch noch nicht. Als ganz zuvorderst auf dem Seeplatz die «Achtibahn» von Weidauer aufgestellt wurde, war diese ein «weiteres Zugpferd» der Chilbi. Noch früher aber hatte dort Jahr für Jahr ein Hippodrom, also eine Art Reithalle mit richtigen Pferden, seinen Platz! «Rein spaziert, meine Herrschaften, selbst Damen können reiten allhier» tönte es vom Eingang her, und köstlich war es dann zu sehen, wie eine Reiterin einen Ritt wagte, sich oft bald statt am Zügel an der Mähne oder am Hals des Tieres festhielt, mit dem ängstlichen Ruf: «Halt, nüd e so schnäll!»
Hatte man eine Verschnaufpause nötig, begab man sich über die Passerelle wieder zum Ausgangspunkt zurück, und dann noch zum
Plätzli (das Sparkassa-Gebäude stand damals noch nicht). Auch hier konnte man sich bestens unterhalten, sei es auf einer Rutschbahn oder auf der «Tunnel-Riitschuel». Dass zu einer Chilbi einst auch der Tanz gehörte, bewies jeweils der gut besuchte Gang zu den Tanzlokalen, dies trotz Chilbibetrieb. Wie manchmal während der ganzen Chilbi der Rundgang von der Sust zum Seeplatz und zurück erfolgte, weiss ich nicht, aber es dürften wohl Kilometer zurückgelegt worden sein, und dies trotz Massenandrang.