Die Sagen um Geister, Hexen, Teufel und andere Gestalten sind wie in anderen ländlichen Gegenden auch hier reich und vielfältig. Man muss bedenken, dass die einzelnen Höfe oft weit auseinanderlagen, einsam und abgelegen, und nach dem Eindunkeln herrschte Finsternis. Bis Ende des 19. Jahrhunderts gab es kein elektrisches Licht. Man hatte kein Radio und keinen Fernseher. Nach getanem Tageswerk scharte man sich ums Feuer und Geschichten wurden erzählt. Noch lange konnte nicht jeder lesen und schreiben. Die Kinder gingen nur teilweise zur Schule. Das Wissen über manche Phänomene war nicht vorhanden und die Kirche tat ihr Übriges, um die Angst vor dem Teufel zu schüren und ihre Schäfchen willfährig zu halten.
Für Missernten, Naturkatastrophen, Krankheit und Tod musste es Erklärungen geben. Gerne verbrannte man eine Hexe, wenn das feuchte Wetter die Ernte verfaulen liess oder wieder eine Seuche die Menschen zahlreich dahinraffte. So werden wir der Chrungelihexe auf unserer Grenzwanderung sicher auch noch irgendwo im dunklen Waldesdickicht begegnen.
Die Topographie förderte die Einzelhofsiedlung. Sowohl Schönenberg wie auch Hütten sind Dörfer in typischer Streusiedlungslandschaft. Es ist ein aussergewöhnlich schönes, weites Land, über Jahrhunderte geschaffen von Acker- und Viehwirtschaft. Nun wollen wir die Grenzen der beiden Berggemeinden zu überblicken versuchen und unternehmen zu diesem Zweck eine Wanderung. Die erste Etappe beginnen wir im Stollen Schönenberg. Von da ist der Blick über das Land bis zum See weit, doch die Sicht auf Schönenberg und auf Hütten bleibt uns durch den Humbel und andere kleinere Erhebungen verwehrt. Die Aussicht auf die Dörfer werden wir später noch geniessen können.
Von hier begeben wir uns zum Sihlsprung und folgen dem Ufer der Sihl, welches einen Grenzabschnitt bildet. Das typische Streusiedlungsgebiet wies früher vor allem Einzelgehöfte auf, die sich nach und nach zu Weilern vergrösserten. Zu den älteren Weilern von Schönenberg gehören Geissfeeren (das heutige Zentrum des Dorfes), Egg, Moos, Rotenblatt, Tanne und Stollen. Der Stollen ist eine Anhöhe wie Egg, Fernegg, Gubel, Hinterberg, Hohenberg, Hohenbüel (Humbel), Mittelberg, Rechberg, Chülpen (ein kolbenförmiger Hügel), Wolfbüel, Fuchsberg oder auch Stollenrain, Farbüel, Mühlebüel und Spitzenbüel. Hanglagen tragen Namen wie Rain, Finsterseehalde, Waldrain, Schlossrain, Humbelrain, Risi (steile Halde). Auch ihren Matten gaben die Bauern Bezeichnung wie Au (wasserreiche Wiese), Bubenwis, Langwis, Matt, Neumatt, Obermatt, Sihlmatt, Stollenweid, Gschwendmatt, Hütmatt, Rietmatt, Schützenmatt. Wo besondere Bäume oder andere Pflanzen einer Gegend das Gepräge verliehen, heisst es bis heute Äsch, Wisserlen, Nussbäumen, Haslaub, Buchen, Farnbüel und Geissfeeren (Geissfarn oder kleiner Schildfarn). Der Weiler Tanne hat seinen Namen von einem Kapellchen oder einem Bildstöcklein, das in vorreformatorischer Zeit dort am Pilgerweg stand und der Patronin Anna geweiht war.
Nun aber zurück zu unserer Wanderung. Um hinunter zur Sihl zu gelangen, queren wir den Golfplatz bei der Au und die Strasse beim Aesch. Von dort geht es steil hinunter zum Suhnersteg. Die erste Abzweigung führt nach Hirzel. Auf halbem Weg dorthin lebt der bekannte Eisenplastiker Heinz Misteli. Sein Haus befindet sich schon auf Hirzler Boden, aber sein Atelier in einer Scheune steht auf Schönenberger Boden. Die Grenzlinie kommt von der Schlieregg her quer über den Golfplatz, über die Hirzelstrasse die Wiesenhänge hinunter und verläuft genau in der Mitte der beiden Gebäude, bevor sie den Wald hinab zum Sihlsprung führt.
Von der Schlieregg aus geniesst man übrigens einen atemberaubenden Blick über die hügelige Landschaft. Auf fast jeder Erhebung steht eine Linde. Die Hügel, Drumlin genannt, charakterisieren diese einzigartige, schützenswerte Landschaft.