Original:
Staatsarchiv Zürich, Urkunden Stadt und Land, Nr. 2808. - Pergament, 66 x 37 cm, mit folgenden acht gut erhaltenen Siegeln an roten und gelben Seidenschnüren: 1. Bischof Rudolf von Konstanz, 2. Bruder Beringer, Vertreter des Oberstmeisters des Johanniterordens, 3. Graf Ludwig von Homberg, 4. Heinrich von Lichtensteig, Komtur des Hauses Bubikon, 5. Haus Bubikon, 6. Rudolf von Wädenswil, 7. Ulrich von Balm, 8. Ulrich von Rüsegg.
Der lateinische Text ist im Zürcher Urkundenbuch, Band 5, S. 339 ff. (Nr. 1999), veröffentlicht worden. In der nachfolgenden Inhaltsangabe werden wichtige Stellen wörtlich übersetzt, andere Partien zusammengefasst.
Inhaltsangabe:
Die Edlen Rudolf von Wädenswil, Ulrich von Balm und Ulrich von Rüsegg, Anna – die Gattin Rudolfs – , Margaretha von Wädenswil – die Witwe des Ritters Hartmann von Hünenberg – , Elisabeth von Wädenswil – die Gattin des Ritters Walter von Büttikon – , ebenso Bruder Beringer vom Spitalorden des heiligen Johannes in Jerusalem – der die Befugnisse des jenseits des Meeres befindlichen Oberstmeisters in Alemannien, Böhmen, Mähren, Polen, Österreich und Steiermark ausübt – ferner Bruder Heinrich von Lichtensteig – Komtur zu Bubikon – und die Brüder dieses Hauses bringen allen Christgläubigen, welche die vorliegende Urkunde einsehen, Nachstehendes zur Kenntnis: Wissen sollen alle, denen es zu wissen zukommt, dass ich, Rudolf von Wädenswil, dem Bruder Beringer, dem Komtur Heinrich und den Ordensbrüdern um 650 Mark das Folgende zu freiem und ewigem Besitz verkaufe und übergebe! Die Burg in Wädenswil mit Grund und Boden, Baumgärten und aller Zubehör; alle Rechte, die ich in den Dörfern Wädenswil und Richterswil gehabt habe. ferner das Patronatsrecht; die Vogtrechte, die in der Volkssprache Twing und Bann genannt werden; bebaute und unbebaute Güter, Weinberge, Wälder, Wiesen, Weiden, Wege und unwegsames Gebiet, Seen, Gewässer und Wasserläufe; ferner die Knechte und Mägde sowie deren bewegliches und unbewegliches Gut; alle Güter, welche ich Hörigen und anderen Leuten im Umkreis der beiden Dörfer zu Lehen gegeben habe, und schliesslich alle Handlungsrechte, Personal- und Realansprüche, die mir, Rudolf, auf irgend eine Weise und zu irgend einer Zeit gegenüber diesen Leuten und andern Personen zugekommen sind.
Rudolf von Wädenswil bestätigt, dass er den Verkaufspreis vollständig erhalten und das Geld zur Ablösung von Schulden und für anderes verwendet hat. Im Weiteren bedingt sich Rudolf eine Rente aus sowie die Nutzniessung der Burg bis zu seinem Tode. Jedes Jahr sollen ihm die Johanniterbrüder am Gallustag (16. Oktober) 100 Scheffel Getreide (Zürcher Mass) zukommen lassen, an Martini (11. November) 20 Mark reines Silber (Zürcher Gewicht), am Andreastag (30. November) 100 Malter Haber. Nach Rudolfs Tod soll seine Gattin Anna auf Lebenszeit Nutzniesserin der Burg und der Besitzungen sein. Die Johanniter sollen ihr dann auszahlen: am Gallustag 25 Scheffel Getreide, an Martini 5 Mark Silber und am Andreastag 25 Malter Haber. Wenn Anna die Burg und die Güter nicht weiter nutzen will, sollen sie ganz an Bubikon fallen. Dafür hat der Orden jährlich dreimal mehr Getreide, Haber und Geld abzuliefern.
Kommen die Brüder des Hauses Bubikon mit den Zahlungen in Rückstand, sollen die Edlen Hermann von Bonstetten und Ulrich von Rüsegg, Wilhelm Bokli, Heinrich von Kloten, Ritter Kuno von Dübelstein und Johannes, genannt der Schaffli, Bürgschaft leisten. Scheidet ein Bürge aus, haben die Johanniter innerhalb Monatsfrist einen gleich guten Ersatz zu stellen. Die andern Bürgen haben sich inzwischen als Geiseln zur Verfügung zu halten.
Der Verkaufsbrief enthält sodann eine Verzichterklärung von Rudolfs Töchtern Elisabeth und Margaretha. Elisabeth, die Gattin Walters von Büttikon, erklärt, dass ihr der Vater 53 Mark Silber ausgerichtet habe. Mit Ermächtigung ihres Vaters und Vogtes und im Einverständnis mit ihrem Gatten verzichte sie dafür jetzt und in aller Zukunft auf sämtliche Rechte, besonders auf jene an den Gütern zu Mülenen. Sie übertrage diese frei und ledig dem gestrengen Ulrich von Balm. Auch Margaretha, die Witwe Hartmanns von Hünenberg, erklärt, dass sie mit Ermächtigung ihres Vaters und Vogtes auf alle Rechte aus der vorgenannten Regelung verzichte und sie Ulrich von Rüsegg zukommen lasse.
Bruder Beringer, Komtur Heinrich und die Brüder des Hauses Bubikon verpflichten sich, die Zahlungen zu leisten und anerkennen die Nutzniessungen Rudolfs und seiner Gattin Anna. Sie erklären sich bereit, alles, was von Rudolf und Anna aufgesetzt worden ist, getreu zu halten und weder mit Machenschaften, Worten noch Taten dagegen zu verstossen. Dessen zur Kunde und Bekräftigung siegeln Beringer und Komtur Heinrich diese Urkunde. Auch Rudolf von Wädenswil bringt sein Siegel an, dessen sich ebenfalls die Gattin Anna bedient, die über kein eigenes Siegel verfügt. Für Margaretha von Wädenswil siegelt der Edle Ulrich von Rüsegg. Sämtliche Beteiligten haben sodann demütig und ergeben den verehrungswürdigen Rudolf, von Gottes Gnaden Bischof von Konstanz, sowie den hochangesehenen Herrn Ludwig, den Grafen von Homberg und Herrn zu Rapperswil, gebeten, ihre Siegel an den Verkaufsbrief anhängen zu lassen. Dieser Verkaufsbrief und Nutzniessungsverzicht ist ausgefertigt worden im Baumgarten bei der Burg Wädenswil, im Jahre des Herrn 1287, am 16. Tag vor den Kalenden des August, in der 15. Indiktion, in Anwesenheit der folgenden erbetenen Zeugen: Ulrich von Rüsegg, Bruno von Ballwil, Otto Schaffli, Diethelm genannt der Marchwart. Johannes genannt der Schüpfer, und viele andere vertrauenswürdige Männer.
Der Verzicht der Elisabeth von Wädenswil ist bei Wikon vollzogen worden, am dritten Tag vor den Nonen des Septembers. Anwesend waren, nebst vielen andern speziell erbetenen Vertrauensmännern: Ulrich und Ulrich und Werner von Büttikon, Rinwin von Wollerau, Junker Walter von Büttikon, Oswald von Walchhusen und Heinrich Sidellun.
Der Verzicht Margarethas aber ist am 5. September bei Hünenberg geleistet worden. Anwesend waren Ritter Rinwin von Wollerau, Heinrich genannt Sidellun, Johannes von Meienberg, Ulrich von Hünenberg, Peter genannt der Schnetzer, Heinrich von Rüti, Rudolf genannt Has, Walter genannt Ulsenbrant und viele andere Vertrauensmänner, die man speziell gerufen hatte.